Abenteuer-Shanghai


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Tongji Universität

Sehenswertes

Ein absolutes Must-see ist die Tongji Universität. Wer sich in Shanghai länger aufhält, sollte seine Schritte hierher lenken.

Die Universität wurde 1907 gegründet als "Deutsche Medizinschule für Chinesen in Shanghai" unter dem Namen Tung-Chee Hospital. Ihr erster Präsident war der Arzt Erich Paulun, der zusammen mit Oscar von Schab und Paul Krieg diese Institution gegründet hatte. 1912 wurde ihr eine Ingenieurschule angegliedert, deren Sponsoren sich wie das "Who-is-who" der deutschen Chemie und Schwerindustrie gelesen hat. "Tong Ji" bedeutet soviel wie "Zusammen arbeiten" in der Bedeutung wie man zusammen arbeitet, wenn man im selben Boot sitzt. Das Wappen der Universität verdeutlicht das bildlich.

1917 wurden die Medizin- und Ingenieurschule von der französischen Kolonialmacht geschlossen, aber nachdem 1923 die chinesische Regierung sie anerkannt hatte, als Tongji Universität 1924 wieder eröffnet. Die technische Ausrüstung wurde wieder von der deutschen Industrie gestiftet.

Heute besteht der Komplex aus fünf Campussen mit jeder Menge Gebäuden. Zusammen umschließen sie ein Gebiet von knapp 2.500.000 m², das sind zweieinhalb MILLIONEN Quadratmeter ! Die Zahl der Studenten, die sich auf diesem Gelände bewegt, wird mit 60.000 beziffert. Wäre diese Universität in Bremen, dann wäre jeder neunte Bremer ein Student !

Die Tongji Universität ist ein echter Selbstversorger. Sonnenkollektoren sorgen für Strom, finanzielle Mittel fließen in die Kassen durch Projekte mit der Industrie, sowohl der heimischen als auch der ausländischen. Dazu verfügt die Universität über viele staatliche Forschungseinrichtungen und gilt als eines der wichtigsten Forschungszentren des Landes. Die Gebäude des EXPO-Geländes 2010 wurden ebenso hier entwickelt wie auch die verkehrstechnische Anbindung und die Elektrofahrzeuge, die dort zum Einsatz kamen. Vier Kliniken und mehrere Schulen sind der Universität angegliedert. Dazu kommt ein Hotel, in das man sich während der Sommerferien einmieten kann. Familien mit Kindern machen hier gern Urlaub.

Karten dazu findet ihr hier:

Karten der Tongji Universität


Wer englisch versteht, kann sich auch hier ein wenig umsehen:

Homepage der Tongji Universität

Da es mehrere Universitätsgelände gibt, kann man natürlich auch unterschiedliche Verkehrsmittel benutzen, um sie zu erreichen. Eine der schönsten Anlagen erreicht man mit der U-Bahn Linie 10. Bezeichnenderweise heißt diese Station auch Tongji University. Wenn man den Ausgang Nummer 5 der Bahnstation wählt, dann steht man fast schon vor dem Eingang.

Die folgenden Bilder werden verdeutlichen, warum die Universität eine Reise wert ist.

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Dies ist einer der Eingänge zur Universität. Die Schriftzeichen lauten Tong Ji Da Xue, zu deutsch Tongji Universität

Der große Präsident Mao steht hier als überlebensgroße Statue. Die beiden Häuser dahinter sind über gläserne Konstruktionen miteinander verbunden. Sie stellen ein aufgeschlagenes Buch dar. Zusammen bilden sie die "kleine" Bibliothek. Es gibt auch noch eine große...

Hier habe ich einen Wegweiser abgebildet. Ist das übersichlich? Ich bin nicht sicher. Zum Glück stehen die englischen Übersetzungen darunter, sonst wüsste man nicht unbedingt, wohin man gehen soll. Notfalls kann man sich hier aber immer durchfragen. Die Studenten sprechen englisch.
Die Zentrale mit Skulptur davor und dem Wappen der Universität, drei Ruderer in einem Drachenboot.

Ein weiser Wahlspruch zum Thema Vorbereitung und Lernen zur Motivation der Studenten. Unten steht, wann der Stein gefertigt worden ist: Er Ling Ling Qi Nian Wu Yue (Mai 2007)

Wunderbar angelegte und gepflegte Alleen laden hier zum Spazierengehen ein. Bei schönem Wetter nutzen viele Menschen die Möglichkeit, dem Grau der Straßen zu entfliehen und die Ruhe der Natur zu genießen.

Dieser Park mit dem verträumten Wasserlauf gehört ebenfalls zum Universitätsgelände. Während meines Wegs durch die Universität hatte ich gedacht, daß ich auf mehr Studenten treffen würde, aber anscheinend waren die Vorlesungen des Tages bereits erledigt. Wie ich später von meiner Begleitung (einer Studentin dieser Universität und gleichzeitig meine private Chinesischlehrerin) erfuhr, waren Semesterferien. Daher waren der Park und auch die Gebäude ziemlich menschenleer.

Je länger ich auf diesem Gelände unterwegs war, desto weniger hatte ich das Gefühl, mich in einer Universität zu befinden...

Der Eingang zur ehemaligen zweiten Studenten-Mensa. Das Schild beweist es: Xue Sheng Di Er Shi Tang, zu deutsch 2. Mensa der Studenten. Direkt gegenüber des alten Mensa-Eingangs ist ein weiterer Teil der wunderschönen Parkanlage. Unweit davon steht ein Gebäude, das mit Sonnenkollektoren voll ist. Ein Teil des Energiebedarfs der Universität wird auf diese Weise gedeckt. Das ist kostensenkend und umweltbewußt.

Li Guo Hao, ein verdienter Mann, war hier Professor und Ehrenpräsident. Man nennt ihn auch den Brücken-Experten. Die Ergebnisse seiner komplizierten Berechnungen in der Brückenbautechnik waren so exakt, daß er Unternehmen viele Kosten einsparen konnte. Seine Bücher haben auch in Deutschland, wo er studiert und einen Doktortitel erlangt hat, viel Beachtung erfahren.

Eine der vielen Forschungseinrichtungen. Die Universität unterhält eigene Labors mit staatlichem Auftrag. Das Fahrzeug, das hier entwickelt worden ist, wurde unter anderem auch von Volkswagen gesponsert. Die Schriftzeichen bedeuten Tongji Universität.

Offensichtlich wird hier viel dafür getan, daß es den Studenten gut geht, zumindest wenn sie sich im Freien aufhalten. Breite Wege, die von Bäumen unterschiedlichster Art gesäumt werden, laden zum Spazierengehen ein. Versteckt hinter Bäumen kann man eines der Studentenwohnheime nur erahnen.

Und was sagt man erst einmal zum Pavillon auf dem Wasser, oder dem kleinen, auf einem Hügel versteckten Pavillon, oder dieser wunderschönen Brücke? Obwohl es hier schwer nach Urlaub aussieht, so ist es doch immer noch die Universität!
Während unseres Rundgangs über das Gelände herrschten hochsommerliche Temperaturen und damit meine ich Temperaturen an der 40° Celsius Marke. Aber überall gab es Schatten und die vielen Möglichkeiten, am Wasser zu sitzen oder am Wasser entlang zu gehen, machten den Aufenthalt im Freien trotz der Hitze sehr erträglich.

In diesem Teil der Universität haben sich anscheinend die Botaniker ausgetobt. Neben mehreren Standardbäumen gibt es hier auch ein paar Spezialitäten wie zum Beispiel Torreya Grandis (Große Nußeibe), eine Koniferenart, die nur in China vorkommt, Punica Granatum (Granatapfel, man hat es schon geahnt), oder auch Ginkgo Biloba (Ginkgobaum).
Dieser Ginkgobaum hier ist noch recht jung. Zu Gingkobäumen sagt man auch Großvater-Enkel-Bäume, denn es muß der Großvater einen Baum pflanzen, damit der Enkel Früchte ernten kann. Ursprünglich kamen Ginkgobäume im Südwesten Chinas vor, haben dann im asiatischen Raum Verbreitung erfahren und sind schließlich mit den Holländern um 1730 nach Europa gekommen. Hier werden sie hauptsächlich als Zierbäume gepflanzt, während sie in Asien auch als Quelle für Heilmittel genutzt werden. Ginkgo erweitert die Blutgefäße, deshalb sagt man ihm eine verjüngende Wirkung nach. Der größte Baum soll in China stehen. Die beschattete Fläche beträt 1.200 Quadratmeter!

Urlaub machen, wo andere studieren: das ist hier möglich. Die Bäume in den Bildern verdecken die Sicht auf die Türme des Studentenwohnheims, des Hotels und angrenzenden Wohnblocks außerhalb des Universitätsgeländes.

Und dann trifft man auf ein gemütliches Cafe, das halb auf dem Wasser steht und halb auf dem Land. Neben den regulären Kantinen sind es die kleinen Gelegenheiten zum Ausruhen und Erfrischen, die einen Spaziergang noch schöner machen.
Es gibt viele Brücken hier und auch DAS ist eine. Von hier habe ich das Bild rechts aufgenommen. Die grüne Plane soll wohl etwas vom Gebäude fernhalten, in dessen Richtung das Wasser fließt.

Fazit: Es gibt viel zu sehen in Shanghai für den, der mit offenen Augen unterwegs ist und auch für den, der lieber die Umgebung erkundet statt den Tresen der nächstgelegenen Bar. Sollte ich noch einmal die Gelegenheit erhalten, Shanghai zu besuchen, dann werde ich sicher wenigstens einmal die U-Bahn-Linie 10 benutzen...

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