Abenteuer-Shanghai


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Hongkong 2

Exkursionen

Hongkong die Zweite, Camera, lights, action!

Die nächsten 30 Tage näherten sich dem Ende und es war wieder Zeit, das Visum zu verlängern. Da gab es allerdings eine Besonderheit: das Visum einiger Coaches berechtigte zum zweimaligen Einreisen in die Volksrepublik China mit einem maximalen Aufenthalt von 30 Tagen pro Einreise. Na, habt ihr was gemerkt? Genau, Einreise China am 15. August 2010, Ausreise am 11. September 2010, Einreise am 12.September 2010, Ausreise am 11. Oktober 2010. Wer mitgezählt hat weiß, daß es bereits zwei Einreisen waren und zwei Ausreisen.

Damit war das Kontingent an Einreisen erfüllt und ein komplett neues Visum mußte her! Genau dafür war ich nun nach Hongkong gereist. Da es geplant war, daß ich länger in Shanghai verbleiben sollte, mußte ein völlig anderes Visum beantragt werden, das sogenannte Z-Visum. Für Chinareisende ist das wohl eines der begehrtesten Dokumente überhaupt, denn es ermöglicht dem Inhaber, das Land zu verlassen und wieder einzureisen wie es ihm beliebt. Es gibt keine Beschränkungen und das für ein volles Jahr.

Aber um ein solches Visum beantragen zu können, bedarf es einiger zusätzlicher Voraussetzungen. Eine Arbeitserlaubnis mußte beantragt werden und für diese wiederum mußte man ein komplettes Gesundheitszeugnis vorlegen können. Das bedeutete, daß ich Anfang Oktober mit ein paar Kollegen aus unserem Team zu dem dafür zuständigen Krankenhaus fahren mußte, um einen solchen "Health-check" vornehmen zu lassen. Für die auszustellenden Dokumente des Gesundheitszeugnisses und der Arbeitserlaubnis musste man 10 (!!!) Passbilder vorlegen und für die Arbeitserlaubnis zusätzlich noch einen Lebenslauf und eine Bescheinigung des Arbeitgebers in Deutschland.

Das war schon ein kleines Erlebnis. Dokumente ausfüllen, Kleidung bis auf die Unterwäsche abgeben, in einen vom Krankenhaus gestellten Bademantel schlüpfen, die Schuhe mit Überschuhen aus Kunststoff versehen und dann wie bei einer Schnitzeljagd von Station zu Station laufen. Laut der dort gemachten Messungen bin ich um einen Zentimeter gewachsen. Also schrumpft man doch nicht im Alter, sondern wächst, okay, das nehme ich mal so hin. Die Augenkontrolle war ein wenig tricky, da ich nur meine Lesebrille dabei hatte. Das habe ich dem prüfenden Arzt erklärt, der dann meine Brille untersuchte, genau das feststellte was ich zuvor gesagt hatte, und dann einen entsprechenden Vermerk in die Akte machte.

Nach all den Untersuchungen stand das Ergebnis dann aber recht schnell fest: arbeitstauglich. Die Arbeitserlaubnis wurde erteilt und der Reise nach Hongkong zur Beantragung des Z-Visums stand nun nichts mehr im Wege.

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Wir waren zu dritt, als wir in Hongkong landeten. Dummerweise musste ich DRINGEND austreten, während ich in der Schlange bei der Einreisekontrolle stand. Es ging nicht so schnell voran wie ich es gewünscht hätte, also musste ich meinen Platz verlassen und mich später wieder anstellen. Leider haben die Kollegen nicht gewartet, da einer von ihnen sich hier in Hongkong mit seiner Freundin treffen wollte, die sich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in der Stadt aufhielt. Also war ich wieder auf mich allein gestellt. Kein Problem. Das war nichts Neues für mich und stellte auch in Hongkong keine große Herausforderung dar. Nach der Einreise hatte ich mehrere Möglichkeiten, um zum Commissioner´s Office des chinesischen Außenministeriums zu gelangen, um das Visum zu beantragen. Die Adresse hatte ich dabei, 7th Floor, Lower Block, China Resources Building, No.26, Harbor Road, Wanchai, Hong Kong SAR. Ich musste aber erst einmal vom Flughafen nach Hongkong Central. Dazu nimmt man am besten den Zug, das geht am schnellsten. Ich brauchte nur eine Fahrkarte und nach einem Blick zur Uhr rechnete ich mir aus, daß ich es noch rechtzeitig vor 12.00 Uhr mittags zum Konsulat schaffen würde, wenn ich sie schnell bekam. Der Zug stand schon bereit, nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrt. Leider stand an Reisender an der Information, der mit dummen, mehrmals gestellten Fragen den Betrieb aufhielt. Um es kurz zu machen, ich verpasste den Zug und musste den nächsten nehmen. Die Zeit wurde knapp.

Per Leuchtdioden wird im Wagon angezeigt, wo man sich ungefähr befindet. Trotz aller Beeilung schaffte ich es erst um 12.05 Uhr am Konsulat zu sein. Das war dann natürlich geschlossen und ich musste um 14.00 Uhr wiederkommen. Da das Konsulat in der Nähe des Hafens liegt, konnte ich mir noch die nähere Umgebung anschauen und ein paar Fotos machen. Nach dem Antrag ging es dann mit dem Taxi zum Hotel "L´hotel Causeway Bay Harbour View", das diesmal nicht in Kowloon sondern in der Causeway Bay Road im Stadtteil Central lag.

Da ich nun den Rest des Tages frei hatte und meine Kollegen auch nicht im Hotel Kontakt aufgenommen hatten, ging ich meiner Lieblingsbeschäftigung nach. Das Hotel lag wirklich günstig, denn direkt gegenüber ist der Victoria Park. Verschiedene Bäume und Pflanzen warten auf den Besucher, und sogar die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung gibt es hier. Trotz des Regens spielten einige junge Leute Basketball. Die Statue der Königin Victoria, die dem Park den Namen gab, stammt aus dem Jahr 1895.

Dann war es Zeit für das Mittagessen. Da ich nicht viel Zeit vergeuden wollte, sollte es ein schneller Imbiß sein, damit ich noch ein wenig die Gegend erkunden konnte. Was ich bestellt hatte, konnte ich nicht alles identifizieren. Cola, ein Glas mit Eiswürfeln, gebratene Nudeln mit Gemüse, ein Schälchen mit Sojasauce. Aber was bitte sind die weißen, gefüllten, glibberigen Gegenstände auf meinem Teller? Nicht fragen, essen. Vielleicht will man das auch nicht immer so genau wissen. Der Geschmack war okay, leicht nach Meeresfrüchten, das Gefühl entsprach dem Aussehen. Egal, rein damit und wieder zurück auf die Staße.

Anfang Oktober war ich immer noch auf der Suche nach einem vernünftigen Schneidewerkzeug für die Küche. Ich nahm das als Vorwand, um die Kaufhäuser der Umgebung zu inspizieren. Fragte sich nur, wo welche waren. Ich lief die Causeway Bay Road Richtung Süden und kam an der Zentralbücherei vorbei. Dort würde ich sicher jemanden finden, der mir den Weg weisen konnte. Zu meiner Überraschung gab es dort eine Art "Fotoshooting", offensichtlich mit Kindergartenkindern oder Erstklässlern. Ich konnte nicht widerstehen und musste selbst ein Bild machen. Die waren so niedlich!


Es wurde Abend und die Stadt entwickelte ihren besonderen Charme. Der Dunst, der am Tage noch gestört hatte, trug jetzt zu den unglaublichen Lichteffekten bei, die einfach faszinierend sind. Wunderschön sind auch Spaziergänge am Hafen in der Nacht, wenn sich die bunten Lampen tausendfach im Wasser spiegeln. Ich bin überzeugt, daß es für jeden unvergessene Momente sind, die das schon einmal erlebt haben. Allerdings weckt das auch den Wunsch, dies noch einmal zu erleben.

Auf meiner Wanderung kam ich in der Nähe des Hafens an diesem Allwetterbad vorbei. Das Dach war geöffnet, denn es war warm genug. Dadurch hatte man einen hervorragenden Blick auf die trainierenden Schwimmer. Ein paar Meter weiter machten diese Damen und Herren ihre Tai Chi Übungen. Als ich am Central Pier ankam, sah ich wieder den Anleger der Star Ferry. Ich fasste sofort den Entschluß, mir eine Überfahrt mit dieser legendären Fährlinie Hongkongs zu gönnen, koste es, was es wolle. Am Anleger gibt es ein paar Hinweisschilder, die den Reisenden vor den Gefahren auf der Planke bei rauer See und Ebbe warnen. Auch abends ist die Fähre gut besucht. Wahrscheinlich sind es Arbeiter und Angestellte, die Feierabend haben und nach Hause wollen.

Die Fahrt mit der Star Ferry ist ebenfalls ein MUSS, wenn man Hongkong besucht. Es gibt nichts Vergleichbares, wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Sightseeing-Tour bedenkt. Die Fahrt geht von Central/Wan Chai nach Tsim Sha Tsui in Kowloon. Als ich vor dem Fahrscheinautomaten stand, habe ich lange gelesen und überlegt. Der Preis konnte nicht stimmen. Also suchte ich nach einer Preistafel, aber ich fand keine außer der, der ich schon den unglaublichen Preis entnommen hatte. Ein freundlicher Mitarbeiter der Star Ferry bot seine Hilfe an, und klärte mich dann auf. Der Preis von 2,50 HKD (Hongkong Dollar) war tatsächlich richtig! Unglaublich! Das entsprach einem umgerechneten Preis von 25 Eurocent! Für eine Überfahrt mit dem Schiff? Da kann man einfach nicht "Nein" sagen! Also Leinen los und rüber nach Kowloon! Vom Wasser aus hat man eine herrliche Sicht auf Central und die Skyline, und auch das Exhibition Center und die umliegenden Gebäude beleuchten das Wasser in kräftigem Blau. Nach einer kleinen Wanderung in Kowloon habe ich die Fähre zurück nach Central genommen und - Überraschung - die Fahrt war noch günstiger. Sie lag bei 2 HKD, also umgerechnet 20 Eurocent.

Hier ist ein Teil der Skyline von Hongkong Island zu sehen, aufgenommen vom Central Pier aus. Wie in Shanghai sind auch hier die großen Gebäude auffällig und bunt beleuchtet, entweder durch eigene Beleuchtung, oder durch bunte Leuchtreklame. In der Nähe des Central Piers war hier eine große Baustelle. Die Absperrungen und Baukräne im Hintergrund zeugen von ungehemmter Baulust.

Der nächste Morgen. Es war hell, es war warm, wie mir ein Blick aus dem Fenster bestätigte. Die Chancen standen gut für einen schönen Tag. Apropos Blick aus dem Fenster: mein Zimmer lag "Nach hinten raus", da gab es tolle Betonklötze und einen Hügel zu bestaunen. Die Zimmer auf der Vorderseite hatten die Aussicht auf den Hafen, ein Umstand der dem Hotel den berechtigten Namen verlieh. Am frühen Abend musste ich wieder am Flughafen sein, um zurück nach Shanghai zu kommen, aber vorher gab es noch etwas zu erledigen: ich musste zum chinesischen Konsulat, um das Visum und meinen Reisepass abzuholen.

Aber bevor ich zum Konsulat fuhr, habe ich den Tin Hau Tempel besucht. Ich war früh aufgestanden, also hatte ich genügend Zeit. Energie tanken, die mentalen Batterien aufladen, den inneren Frieden herstellen, das konnte ich am besten in einem Tempel. Tin Hau ist die Göttin des Meeres und Beschützerin aller, die vom Meer leben. Ob sie auch U-Bahn fährt? Die Station auf der anderen Straßenseite ist jedenfalls nach ihr benannt.

In Hongkong gibt es mehrere Tempel, die der Meeresgöttin gewidmet sind. Der schönste soll in Yau Ma Tei stehen. Dieser hier in Causeway Bay wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von der Familie Tai gebaut, die ihn noch immer betreibt. Sie hat früher in Kowloon gewohnt in einem Dorf, daß nun unter dem alten Kai Tak Flughafen begraben liegt. Den Legenden nach haben einige Familienmitglieder in den Felsen nahe des Strands eine Tin Hau Statue gefunden. Sie bauten einen Unterstand für sie und nachdem er durch die Seefahrer bekannter wurde, die Opfer brachten, wurde ein ordentlicher Tempel errichtet. Ursprünglich stand dieser direkt am Meer, aber durch die Landgewinnung in Hongkong ist er nun von Hochhäusern umgeben. Im Inneren des Tempels ist es ziemlich dunkel. Teilweise durch runde Öffnungen geht es in Nebenräume, in denen kleine Statuen stehen oder auch der Tiger, der auf dem Kopf das Schriftzeichen für "König" trägt. Von der Decke hängen kegelförmige Weichrauchbänder herunter, auf dem Tisch liegen Opfergaben und zu dem kleinen Garten gehört ein Wasserlauf, der über ein paar Treppen von Becken zu Becken führt. Tagsüber wird er gern von älteren Menschen aufgesucht. Wenn man sich in der Nähe des Victoria Parks aufhält, kann man auch einen kleinen Abstecher hierher machen. Der Tempel liegt ganz in der Nähe und ist zu Fuß vom Park aus in wenigen Minuten zu erreichen.

Viele Wege führen nach Kowloon... Man kann zum Beispiel eines der zahlreichen roten Taxis nehmen, oder man nimmt die Fähre. In meinem Fall war es die Fähre natürlich. Nachdem am Abend zuvor die Überfahrt ein echtes Highlight war, wollte ich das Erlebnis noch einmal bei Tageslicht genießen. Und ein Genuss war es, obwohl quasi direkt neben dem Central Pier eine große Baustelle war. Übrigens ist es möglich, eine Fähre für private Veranstaltungen wie Hochzeoten oder Geburtstage zu mieten. Der Spaß kostet 3.500 HKD pro Stunde, Mindestmietzeit sind 3 Stunden. Umgerechnet ist man also mit circa 1.000 Euro dabei. Ein paar Raser mit ihren Schnellbooten waren an diesem Tag ebenfalls unterwegs. Vor Kowloon lag ein Kreuzfahrtschiff der Star Cruises Linie. Wenn man sich dem Ufer nähert, sieht man Häuser von außergewöhnlicher Architektur. Das braune Haus sieht aus wie ein riesiges Tor. Unsere Fähre war nicht zu voll und es gab kein Problem, einen Fensterplatz zu bekommen.

Die Skyline von Hongkong Island sieht auch am Tag impossant aus. Wenn bloß das Wetter besser gewesen wäre! Ganz früh morgens war es sonnig und klar, aber schon bei der Überfahrt nach Kowloon kamen große Wolken auf, wie man auf den Bildern sehen kann. Bei der Rückfahrt nach Central war schon wieder so viel Wasser in der Luft, daß sich nicht nur die Wolkendecke schloss, sondern es auch noch diesig wurde, was die Bilder mit einem Dunstschleier überzog. Aber es gab auch trotz des sich eintrübenden Wetters noch einen schönen Moment. Eine Dschunke zog langsam an den Hochhäusern vorbei. Im Bild daneben spiegelt sich Kowloon in den Fenstern des Hochhauses.

Fertigmachen zum Anlegen! Das Schiff nähert sich dem Central Pier. Nachdem ich einige Zeit in Kowloon verbracht hatte, blieb mir nicht mehr viel Zeit. Ein kleines Mittagessen später befand ich mich schon auf dem Weg zum Zug, der mich zum Flughafen bringen sollte. Dort traf ich meine Kollegen wieder, die ebenfalls in ihrer freien Zeit auf Erkundungstour gewesen waren. Während ich am Morgen am Hafen war, waren sie auf der Insel Lantau und hatten den Tian Tan Buddha besucht. Und sie hatten Glück, denn der Himmel war auch dort klar und blau. Die Statue war von weitem gut zu sehen.


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