Allgemeine Infos
Besonderheiten gibt es in Shanghai jede Menge, man muss sich nicht einmal besonders anstrengen, um sie zu entdecken.
Nirgendwo sonst in China versteht man sich als so unabhängig von der Zentralregierung in Beijing wie hier; vielleicht abgesehen von Hongkong, aber Shanghai hat Hongkong in Bezug auf Weltoffenheit und Technologie sicher längst den Rang abgelaufen.
Galt es früher als schick, Hongkong zu besuchen, wenn man sich im Reich der Mitte aufhielt, so sind die neuen technischen Attraktionen heute eher in Shanghai zu bewundern. Ich will damit nicht sagen, Hongkong sei keine Reise mehr wert (die Stadt wird an anderer Stelle der Website in Wort und Bild behandelt), jedoch ist es heute sicher reizvoller, Shanghai zu besuchen. Nicht umsonst ist die Wahl für die EXPO 2010 auf Shanghai gefallen und eben nicht auf Hongkong oder gar Beijing.
Die erste Besonderheit, auf die man stösst, ist die Sprache. Wieso das denn ? Ist doch chinesisch, oder etwa nicht ?
Eben nicht... Heisst es im Hochchinesischen für eine Begrüßung "Ni hao", so ist es in WU (so nennt sich der Shanghai-Dialekt) so etwas wie "Nung huo", während das freundliche "Auf Wiedersehen" im Original "Zai jian" lautet, aber in Shanghai dann etwa "Ze we". Toll, das fängt ja gut an...
Gern spielt man hier auch die chinesische Version des Schach, "Xiangqi" genannt. Die Regeln sind nicht besonders schwer, aber das Spiel an sich ist tückisch, die Figuren bewegen sich manchmal (für westliche Menschen) etwas unerwartet. Ich habe hier die Startaufstellung des Spiels im Bild. Das Fantastistische daran ist, dass das Spielfeld absolut symmetrisch ist. Es spielt also keine Rolle, ob man ROT oder SCHWARZ (BLAU) spielt. Traditionell beginnt ROT das Spiel, und ebenso traditionell auf der rechten Seite. Ich habe es selbst ein paarmal gespielt gegen einen Computer, und ich frage mich ernsthaft: wer hat den programmiert ? Ein Xiangqi-Grossmeister ? Es kam mir ein bischen so vor, als ob Bayern gegen Mahndorf spielt... Wer Lust verspürt, es auch einmal zu versuchen, der klicke auf das Bild (es geht dann ein neues Fenster auf).
Unter dem Spielfeld gibt es auch einen Link, der die Regeln erklärt (in deutsch, hurra !)
Xiangqi-Regeln hier!
Eine der Besonderheiten ist der Umstand, daß es immer jemanden gibt, der hinter den Leuten aufräumt. Leider schlägt sich das auch auf die Sauberkeit der Arbeit nieder. Zement auf dem Teppich? Kein Problem, da kommt bestimmt jemand, der das sauber macht. Farbe auf der Fensterscheibe vom Streichen des Rahmens? Kein Ding, jemand wird es abwischen. Die Einstellung ist einfach zu erklären: sie tun das, was man ihnen aufgetragen hat. Eine weitere Besonderheit habe ich hier im Bild festgehalten, ein Abfalleimer neben einer Toilette. Nichts Besonderes auf einer Damentoilette. Nur daß es hier keine Damentoilette ist, sondern die Herrentoilette. Es hat ein paar Tage gedauert bis ich herausgefunden habe, was das wohl soll. Ich habe gelernt, daß Chinesen nichts in die Toilette werfen, also auch kein Klopapier. Der Abfalleimer ist für das benutzte Klopapier da. Wie schon gesagt, es kommt immer einer, der aufräumt, und in diesem Fall hat dieser Jemand im wahrsten Sinne des Wortes einen echten "Scheißjob".
Hier bin ich auf der Huai Hai Road, wie man unschwer erkennen kann. Deutlich auf dem Schild zu sehen, in welcher Höhe man sich befindet. Nach links geht es nach Osten, das heißt es geht in dieser Richtung auf den Fluß zu, da man sich hier in Puxi im Luwan District befindet, also westlich des Flusses. Hinter dem Schild befindet sich das Shanghai Central Plaza, ein großes Shoppingcenter.
Große Namen sind auf dieser exklusiven Straße vertreten. Die beiden großen Einkaufsstraßen in Shanghai sind die Huai Hai Road und die Nan Jing Road. Alles was gut und teuer ist, hat auf der einen oder der anderen Straße eine Zweigstelle eröffnet, wie hier zum Beispiel Louis Vuitton.
Haibao, Shanghais Maskottchen für die Expo 2010 immer gut gelaunt. Wäre ich auch, wenn ich so blau wäre wie er, haha! Diese Figur stand in der Nähe der Shanghai Music Hall, unweit des Golden Bell Plaza. Überall in der Stadt konnte man Haibao finden, entweder als Statue wie hier, oder auch kunstvoll aus einem Buxbaum geschnitten und manchmal war es aus Blumen in einem Beet hergestellt worden. Oder es gab einfach nur einen Hinweis auf die Expo in einem wunderschön gestalteten Kreisverkehr.
Die beleuchtete Huai Hai Road am Times Square. Hier wurden sogar die Bäume geschmückt mit bunten Lampen.
Der Oriental Pearl Tower in Pudong ist immer wieder ein Hingucker. Abends ist er natürlich erleuchtet, und zwar in verschiedenen Farben. Das gilt zumindest für die Lampen in den Kugeln.
Man könnte stundenlang dort stehen und zusehen wie sich die Schiffe an der Skyline vorbei bewegen und es würde nie langweilig werden, da sich die Beleuchtung der Häuser permanent ändert. Wenn dann noch eine sanfte Brise an einem warmen Sommertag weht...
Die Videowand an diesem Haus war ein echtes Highlight. Nicht nur, weil das Bild so groß und klar war, sondern weil es auch Ton dazu gab!
Alles in unmittelbarer Nachbarschaft: C&A, H&M, adidas, McDonalds. Wenn man vom Media Markt Richtung Westen geht, dann sind diese Geschäfte nur zwei Ampeln weiter zu finden und zu Fuß in gut fünf bis zehn Minuten zu erreichen. Mit Ausnahme von GUCCI, das zwar auch auf der Huai Hai Road liegt, aber im Times Square beheimatet ist. Zu Fuß ungefähr zwanzig Minuten Richtung Osten.
Sehr übersichtlich sind die U-Bahn-Hinweisschilder. Ob es zum Ausgang oder zu einer anderen Linie gehen soll, sich zu verlaufen ist nur schwer möglich. Außerdem gibt es die in den Boden eingelassenen Verhaltensmaßregeln. Frontal in eine U-Bahn einsteigen geht gar nicht!
Es gibt Security Checks am Eingang der U-Bahnhöfe. Größere Taschen müssen auf ein Band gelegt werden und werden durchleuchtet. Während meiner Zeit war es in Shanghai nur in Spezialgeschäften möglich, Küchenmesser und Küchenbeile zu kaufen. Es gab sie nicht in normalen Supermärkten. Man bekam beim Einkauf eine Quittung mit Datum, und man mußte seine Personalien angeben, legitimiert durch Vorlage des Reisepasses.
Bewaffnet in eine U-Bahn einzusteigen war also eigentlich nicht einfach. Es war darüber hinaus auch nicht erlaubt. Da ich in meinem Apartment selbst kochte und unter den Küchenutensilien kein vernünftiges Schneidemesser vorhanden war, um zum Beispiel Fleisch in Streifen zu schneiden (das einzige Küchenmesser hatte eine Säge, damit würde man eher Brötchen aufschneiden), beschloss ich eines Tages, mir ein vernünftiges Messer zu besorgen. Oder eben ein chinesisches Küchenbeil. Wie der Zufall es wollte war dies der einzige Tag, an dem ich nicht zu Fuß meinen Weg zurück fand. Ich mußte die U-Bahn nehmen. Kurz bevor ich an das Laufband der Sicherheitskontrolle ankam, fiel mir ein, daß ich das Küchenbeil in meinem Rucksack hatte! Verdammt! Damit komme ich nicht in die U-Bahn!
Ich hatte noch eine Plastiktüte mit Obst dabei. Ich versuchte damit, den Beamten hinter dem Überwachungsmonitor abzulenken und ich hatte Glück! Durch mein Wedeln mit und Zeigen auf die Plastiktüte blickte der Mann vom Monitor auf und nickte mir zu. Ich konnte also passieren. Jedoch kam ich nicht am zweiten Beamten am Eingang der Schranke vorbei, da er eine Sekunde nachdem ich passiert hatte, vom Beamten am Monitor alarmiert wurde. Der hatte nämlich am Monitor das große Küchenbeil in meinem Rucksack erspäht! Was ich nicht wußte war, daß das letzte gescannte Bild auf dem Monitor stehenblieb bis ein weiteres Teil gescannt wurde.
Ich wurde also aufgefordert, meinen Rucksack zu öffnen. Der Beamte an der Schranke holte das Beil heraus und begutachtete es. Zum Glück war es noch originalverpackt mit Schlaufe darum, und die Quittung konnte ich auch vorweisen. Ich bin nicht unbedingt der Typ, der Kassenbons von Produkten aufhebt, die nicht viel kosten, aber diesmal hatte ich es getan und es war mein Glück. Der Umstand daß ich ein originalverpacktes Küchenbeil dabei hatte mit einer Quittung und dem Datum desselben Tages, dazu noch als "Tourist" unterwegs, ließ wohl meine Gefährlichkeit auf null sinken. Ich durfte passieren und mit der U-Bahn nach Hause fahren. Glück gehabt!
In jedem Fall zählt das Essen zu den Besonderheiten. Wie hier zum Beispiel der Hotpot. Das ist ein Gericht, das es in unterschiedlichen Varianten gibt. Basis ist eine Art Brühe, die mit verschiedenen Zutaten angerichtet wird. In meinem Fall ist es der Pott mit den vielen Chilischoten. In diese Brühe wird dann das eigentliche Gargut gegeben, kurz gekocht, und dann gegessen. Als Gargut kommt alles in Frage, worauf man Lust hat, Fisch, Fleisch, Gemüse, Pilze, etc. Wichtig ist, daß die Brühe kocht.
Oder probiert mal DAS hier! In einer Seitenstraße ganz in der Nähe des Media Markts auf der Huai Hai Road gibt es ein kleines Restaurant, in dem man Gerichte nach Sichuan Art bestellen kann. Es heißt, daß Sichuan bekannt ist für scharfes Essen. Ich bin mir da nicht ganz sicher. Ist es ein Hinweis auf scharfes Essen, wenn auf dem Teller eine halbe Tonne Chili liegt? Die braunen Stückchen zwischen den Chilischoten sind übrigens Huhn.
Ich habe in diesem Restaurant dreimal gegessen, jedesmal etwas anderes. Ich habe nur ein einziges Mal Pommes Frites gegessen außerhalb von McDonalds, und das war hier. Ich muß sagen, die waren echt klasse.
Was aussieht wie abgehackte Schweinenase ist in Wirklichkeit Lotus. Während des Aufbaus des Marktes gab es diese Gemüsebeilage öfter. Serviert wurde sie knackig wie Karotten, der Geschmack ist fruchtig-süß.
Niedlich, nicht wahr? Diese Schildkröte paddelt seelenruhig über den Schlick des Sees. Es wäre aber besser für sie, wenn sie sich nicht so offen zeigte. Schildkröten werden hier als Delikatessen gehandelt.
Statuen gibt es viele in Shanghai, und ich habe auch genug fotografiert. Diese eine jedoch finde ich ganz besonders, denn sie zeigt eine Frau mit einem Jungen.
Meine Deutung dieser Statue ist die in Metall gegossene Darstellung für das chinesische Schriftzeichen für "gut".
Zerlegt man das Schriftzeichen in seine Einzelteile, dann erhält man die beiden Schriftzeichen für "Frau" und "Sohn". In der alten archaischen Gesellschaft war eine Frau, die einen Sohn gebar, "gut".
Hört sich logisch an, nicht wahr? Oder interpretiere ich hier zu viel hinein? Möglich wäre es aber allemal...
Obwohl Shanghai eine gigantische Metropole mit riesigen Gebäuden ist und überfüllten, hektischen, lauten Straßen, gibt es zwischendrin immer wieder diese herrlichen Oasen der Ruhe. Sogar entlang der Huai Hai Road und auch in Fußwegentfernung von fünf Minuten von dieser Hauptstraße entfernt gibt es schön angelegte Parks wie hier den Square Park, der zwischen Jinglin West Road, Huangpi South Road, Yan´an Elevated Road und North South Elevated Road liegt.
Links ist der Huai Hai Park. Steht da jedenfalls in Stein gemeißelt. Dieses besondere "Hinweisschild" steht am Eingang zum Park an der Pu´an Road. Jeden Morgen praktizierten hier einige Menschen Tai Chi. Obwohl ich es wollte, habe ich es nie geschafft, davon ein Bild zu machen.
Hinter Yu Yuan, das unter dem Begriff "Sehenswertes" behandelt wird, findet man diesen kleinen See mit Wasserspiel.
Wenn man Zeit und Muße findet, dann sollte man den Century Park in Pudong besuchen. Hier muß man zwar Eintritt bezahlen, aber die paar Yuan lohnen sich. Bootfahren, Minigolf spielen, oder einfach nur die Natur genießen - es gibt viele Möglichkeiten, den Tag hier zu verbringen. Ein Picknick ist ebenfalls eine gute Idee, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Der Park ist mit der Linie 2 U-Bahn einfach zu erreichen. Man fährt 6 Stationen vom People´s Square nach Osten.
Auch wenn es so aussieht - dies ist kein sportliches Ereignis, keine Regatta. Die Menschen haben einfach nur dieselben Gedanken wie ich: an einem schönen Tag ist es einfach traumhaft, in diesem Park zu sein!
Das hat mich überrascht: bei diesem Haus dachte ich an den Eingang eines Tempels, aber es war eine Apotheke. DAS nenne ich kunstvoll gestaltet. Rechts daneben eine Dose mit Mondkuchen, die es zum Mid-Autumn-Festival gibt.
Ich habe mehrere Chinesen gefragt, keiner mochte diese Spezialität, bei der auch Dinge eingebacken sein können wie zum Beispiel Ei. In der Packung, die ich hatte, waren drei Mondkuchen pur und drei mit hartgekochtem Ei.
In der Nähe unseres Apartmenttowers im Times Square wurden am 30. September 2010 diese beleuchteten Schilder im Huai Hai Park aufgestellt. Auf dem Weg vom Markt nach Hause hatte ich sie fotografiert. Man könnte jetzt sagen, daß dies nichts Besonderes sei. In der Nacht zum 01. Oktober allerdings, dem Nationaltag, wurde es recht laut auf der Straße. Als ich am nächsten Morgen an den Schildern vorbei kam, war eine Traube von Menschen versammelt, die laut mit der herbei gerufenen Polizei diskutierte. Ich blieb einen Augenblick stehen, um zu sehen, worüber die Menschen sich aufregten, und dann sah ich es: die beiden rechten Schriftzeichen fehlten! Also war der Lärm in der Nacht, von dem ich aufgewacht war, von denjenigen verursacht worden, die diese Attraktion beschädigt haben! Da sie nur wenige Stunden vollständig gestanden hatte, ist mein Bild, das ich am Vorabend aufgenommen hatte, vielleicht das einzige, das dieses Zeichen komplett und beleuchtet zeigt. Und DAS macht es besonders.