Abenteuer-Shanghai


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Longhua Si

Sehenswertes > Tempel

In China ist die Ausübung von Religion grundsätzlich erlaubt. In der bis heute geltenden Verfassung der Volksrepublik China von 1982 heißt es in Artikel 36:

"Die Bürger der VR China genießen die Glaubensfreiheit. Kein Staatsorgan, keine gesellschaftliche Organisation und keine Einzelperson darf Bürger dazu zwingen, sich zu einer Religion zu bekennen oder nicht zu bekennen, noch dürfen sie jene Bürger benachteiligen, die sich zu einer Religion bekennen oder nicht bekennen. Der Staat schützt die normalen religiösen Tätigkeiten. Niemand darf eine Religion dazu benutzen, Aktivitäten durchzuführen, welche die öffentliche Ordnung stören, die körperliche Gesundheit von Bürgern schädigen oder das Erziehungssystem beeinträchtigen. Die religiösen Organisationen und Angelegenheiten dürfen von keiner ausländischen Kraft beherrscht werden." (Quelle: Georg Evers: Religionsfreiheit in der Volksrepublik China Hanns Seidel Stiftung, 2007)

Das war nicht immer so. Wer Lust darauf verspürt, die Geschichte der Religionen in China zu studieren, der möge sich hier umschauen: Religion in der Volksrepulik China.

Während meines Aufenthalts in Shanghai hatte ich die Gelegenheit, einige Tempel zu besuchen. Für mich waren diese Augenblicke immer Momente der inneren Ruhe und ich empfand jedesmal tiefen Frieden.

Die Tempelanlagen sind unterschiedlich in Größe und Ausstattung. Der Longhua Tempel beispielsweise gilt als der älteste Tempel Shanghais, erbaut im dritten Jahrhundert n. Chr, wurde zerstört und 977 n. Chr. wiederaufgebaut. Fünf riesige Hallen bilden den Hauptteil des Longhua Tempels. Als ich dort war, erregte sich ein Mann (ich glaube es war ein Angestellter des Tempels) einem Besucher gegenüber. Viel habe ich nicht mitbekommen außer "Dong! Nan! Xi! Bei!", also Osten, Süden, Westen, Norden. Wollte er ihm beibringen, in welcher Reihenfolge der Himmelsrichtungen der Besucher zu beten hatte?

Ebenfalls einen Besuch wert ist der Jadebuddha Tempel. Hier gibt es gleich zwei Jadebuddhastatuen zu sehen, eine sitzende und eine liegende. Beim sitzenden Buddha kann man eine Flasche mit einer gelblichen Flüssigkeit kaufen und zwecks Segnung dort zum Buddha bringen lassen.

Der kleinste Tempel, den ich besucht habe, war der Coastal White Cloud Temple. Wenn man vom Times Square Richtung Yu Yuan geht, kommt man fast zwangsläufig daran vorbei. Mein Lieblingstempel jedoch war der Jing´an Tempel, der auf dem westlichen Teil der Nan Jing Road liegt.

Ich will hier nicht prahlen, aber wer in den Tempeln keine vernünftigen Bilder hinbekommt, der macht defintiv etwas falsch...

Im Südwesten Shanghais steht der Longhua Tempel. Longhua heißt übersetzt Drachenblume. Wenn man dem Drachen (Long) folgt, steigt man automatisch an der richtigen Station aus der Metro: Long Cao Road Station. Obwohl man sich hier in den Außenbezirken aufhält, sind die Straßen immer noch recht breit. Hier sind es 10 Spuren.

Hunger? Kein Problem. In der Metro-Station gibt es ein KFC Restaurant...

Diese Fußgängerkreisverkehre sind wirklich praktisch, da sie oberhalb der Fahrbahn verlaufen. Wie in Pudong am Oriental Pearl Tower ist es möglich, volle 360° im Kreis zu laufen, ohne einen Fuß auf die darunter liegende Straße zu setzen. So können Fußgänger völlig gefahrlos jede beliebige Seite der Kreuzung erreichen. Man denke dabei an Eltern mit kleinen Kindern, die sich keinen Kopf machen müssen, daß der Nachwuchs eventuell unkontrolliert über die Straße läuft.

Was für breite Straßen das hier immer noch sind! Nachdem ich mich fast eine Dreiviertelstunde mit der Metro vom Zentrum entfernt hatte, hatte ich deutlich schmalere Straßen erwartet. Zwar nicht gleich mit dörflichem Charakter, aber doch weniger breit. Aber da hatte ich mich echt getäuscht, hier sind es immer noch 10 Spuren plus je eine Zweiradspur pro Seite! Und wenn man sich das Bild genau anschaut, dann fallen die Wohnblocks im Hintergrund auf. Das ist locker eine Kleinstadt in Deutschland, was die Einwohnerzahl angeht.

Apropos Einwohner: Shanghai hat 20 Millionen Einwohner, viele Wohneinheiten verfügen über Klimaanlagen, die reichlich Strom verbrauchen, da sie im Sommer zum Kühlen und im Winter zum Heizen benutzt werden. Wenn man Zahlen vergleicht, dann kann man behaupten, daß allein Shanghai einen Energieverbrauch hat, der einem Viertel der Bundesrepublik Deutschland entspricht.

Tja, und dann einmal an einer Ampel falsch abgebogen... Eine Straße mit Bäumen entlang gekommen, über ein Gewässer gelaufen, dann den chinesischen Stadtplan heraus geholt und festgestellt, daß ich seit einiger Zeit in die falsche Richtung gelaufen war. War aber nicht so schlimm, denn zum Glück regnete es.

Nachdem ich dann den ganzen Weg zurück gelaufen war und an der Ampel stand, an der ich falsch abgebogen war, wurde mir klar, daß ich mich nur an die Straßennamen halten mußte, um mein Ziel zu erreichen. Folge dem Drachen! Das chinesische Schriftzeichen für "Drache" war mir bekannt und da die Adresse des Tempels 2853 Longhua Road ist (wobei "Long" im Deutschen "Drache" bedeutet), war es eigentlich nicht so einfach, den falschen Weg zu nehmen. Ich schiebe das Versehen einfach auf die Breite der Straße und den Umstand, daß ich das Straßenschild auf die Entfernung nicht lesen konnte. Aber als ich endlich angekommen war, hatte ich einen guten Blick auf die Pagode. Der Eintritt in den Tempel kostet 10 Yuan inklusive Weihrauch, den man dort verbrennt, während man seine Gebete und Wünsche formuliert. Am Eingang ist eine große Karte aufgestellt.

Hier noch einmal ein Blick auf die Pagode aus einem anderen Blickwinkel. Es heißt, ein langes Leben wird dem beschert, der die Pagode dreimal umrundet. Oder waren es alle Wünsche, die wahr werden? Ich kann mich nicht an den Wortlaut auf dem Schild erinnern. Ich habe es ausprobiert. Mal sehen, was davon eintritt.

Dieses Bild ist übrigens am 22. September 2010 entstanden. Es gab leichten Regen, manchmal Nieselregen, manchmal hörte es auf zu regnen. Aber die Temperaturen waren immer noch hoch, wie man unschwer an der Gruppe Passanten erkennen kann, die offenbar zum Tempel will. Ich war nicht sicher, ob die junge Dame im gestreiften Leibchen außer diesem Oberteil noch etwas Anderes trug. Gefroren hat sie aber anscheinend nicht.

Die Pagode ist auf Grund ihres Alters baufällig und deshalb nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auf dem Stein unten ist zu lesen, daß die Longhua Pagode ein staatlich geschütztes Baudenkmal ist. Die Austellung des Dokuments ist auf den 25. Mai 2006 datiert. Die anderen Bilder zeigen, daß auch außerhalb des Tempels ein paar schöne Dinge zu entdecken sind wie zum Beispiel dieser Brunnen, oder auch der Souvenirshop, der so aussieht als sei er ein Teil des Tempels. Die beiden Säulen mit den steinernen Drachen waren einmal der ursprüngliche Eingang in den Tempel.

Nachdem ich die Umgebung des Tempels eingehend untersucht hatte, habe ich mich ins Innere begeben und mich dort umgesehen. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß sich trotz des schlechten Wetters zahlreiche Gläubige hier zum Gebet eingefunden hatten.

Die vier Figuren unten habe ich nicht nur hier gesehen. Für alle, die englisch verstehen, habe ich die Erklärungen zu den Statuen jeweils darunter gestellt. Für diejenigen, die sich mit der englischen Sprache nicht so gut auskennen, hier die Erklärung in deutsch: es handelt sich um die vier Könige, die das buddhistische Territorium im Himmel und auf Erden und die Gesetze, den Wohlstand und die Menschen beschützen sollen. Der östliche König hält ein Musikinstrument in der Hand, es handelt sich um eine Pipa.

Links ist eines der schönsten Stücke, das ich je von einer Pipa gespielt gehört habe.
In der Mitte eine chinesische Geige (Erhu).
Am schönsten ist es, wenn die Instrumente zusammen kommen wie im Video ganz rechts.

Während meiner Ausflüge auf Reisewebsites, die sich mit Shanghai beschäftigen, habe ich einmal einen Kommentar gelesen, daß es in den Tempeln immer so nach Weihrauch riecht.
Das ist echt seltsam. Wie kann das nur sein? Tja, ich habe echt keiiiiiiiiine Ahnung, woher das kommt. Es gibt Menschen die behaupten, daß das vom Weihrauch kommt, der hier massenweise verbrannt wird. Ob das stimmt?

Mit Gold wurde wahrlich nicht gespart. Einige der Statuen sind klein, manche so groß wie Menschen. Aber es gibt in den Tempeln auch Statuen, die wirklich riesig sind. Zur Verdeutlichung mag dieses Bild dienen, auf dem der lesende Mann im Bild links unten sogar im Vordergrund steht. Nettes Accessoire ist der elektrische Ventilator, den man bei Temperaturen um die 30° Celsius gut gebrauchen konnte.

Dieser Buddha hat im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Wenn man sich direkt vor ihn stellt, dann scheint er einen anzuschauen. Viele der Statuen hier haben einen Blick auf die Besucher gerichtet.
Manche schauen gütig, andere wiederum grimmig, jedoch hatte ich nur bei dieser vielarmigen Statue das Gefühl, wirklich angesehen zu werden!

Die Bereiche zwischen den einzelnen Gebäuden sind unterschiedlich aufgebaut. Manchmal ist es ein großer Platz, der zwischen den Teilen des Tempels liegt, manchmal jedoch sind es nur wenige Meter Abstand vom einen Haus zum nächsten.
Die Plätze wiederum sind verschieden ausgestattet. Auf einigen gibt es spezielle Behälter, in die die Gläubigen ihre Weihrauchstäbchen ablegen können. Ein Mitarbeiter kümmert sich hier um die Asche.

Hier war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Man muß eben auch einmal Glück haben. Mönche erscheinen, eine Zeremonie wird stattfinden. Rote Beutel werden verbrannt, vermutlich mit Opfergeld gefüllt, um einem Toten ein Zahlungsmittel für den Himmel mit auf den Weg zu geben. Durch die Teilnahme der Mönche konnte ich einen Blick in den nun leeren Speiseraum der Geistlichen erhaschen.

Gold, Gold, und nochmal Gold. In diesem Raum gibt es jede Menge goldene Statuen zu bestaunen. An anderer Stelle war selbst das Laub vergoldet.
Auf diesem Tisch liegen einige Gaben. Das Tischtuch hat die Farbe der Mönchsgewänder, das könnte bedeuten, daß dieser Tisch für eine Abendzeremonie vorbereitet worden ist. Der Mönch im Bild darunter trägt ein weißes Gewand und betet. Ich weiß nicht, ob er ein Novize ist oder ein "Vollmönch". Im Tempel gibt es einen Trommelturm und einen Glockenturm. Die Glocke aus Kupfer ist aus dem Jahr 1382, ist 2 Meter hoch, 1,3 Meter im Durchmesser und 5 Tonnen schwer.

Es gibt mehrere Möglichkeiten auf den Plätzen, seinen Weihrauch zu entzünden.

Der Boden ist vom Tor bis zum ersten Gebäude reich verziert.

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